Faszien sind ein Bestandteil vieler Lebensformen. Die zähen Bindegewebs-Häute hüllen bei den Menschen die Muskeln ein und grenzen diese voneinander ab. Sie sind vergleichbar mit der weißen Haut die ein rohes Steak umhüllt. Das Fasziengewebe ist ebenfalls in der Tier- und Pflanzenwelt zu beobachten. Ähnliche gewebsartige Strukturen trennen die Stücke bei Apfelsinen oder Grapefruits voneinander ab. Faszien haben beim ersten Blick keine konkrete Daseinsberechtigung. Bei genauerer Betrachtung wird jedoch klar: Keine Lebensform kommt ohne sie aus! Die dehnbaren Häute bilden die Grundmatrix alles Lebendigen.

Die Funktionen der Faszien sind sehr vielseitig. Zur genaueren Betrachtung müssen die Funktionen in folgende Bereiche untergliedert werden:
Auch diese Unterteilung in einzelne Funktionen haben wiederum Gemeinsamkeiten. Das lose Bindegewebe in der Bauchregion stützt und polstert überlebenswichtige Organe, wie den Darm, die Leber und die Milz. Unter der Haut werden die Lederhaut von der Muskelschicht durch Faszienstränge getrennt. Das Fasziengewebe enthält Versorgungsgefäße, unzählige Sensoren und Blutgefäße. An Gelenkübergängen zur Muskulatur sind wichtige Bewegungssensoren im faszialen Gewebe verankert. Aus ihnen entstehen Kapseln und Sehnen. Hinsichtlich der menschlichen Bewegung sind muskuläre Faszien zu nennen. Deren vielfältige Funktionen unserer Beweglichkeit können wie folgt zusammengefasst werden:
Formen
Faszien umhüllen, polstern, schützen und stützen die Muskulatur
Bewegen
Faszien sind dehnbar und können Spannung halten und Kraft übertragen
Versorgen
Faszien haben Einfluss auf den Stoffwechsel, den Flüssigkeitstransport und die Nahrung
Signalübertragung
Faszien können Reize und Informationen empfangen und weiterleiten
Neben den bereits genannten Funktionen dienen Faszien auch als Speicher für kinetische Energie. Auf diese Weise kann die Muskelarbeit aktiv durch Faszien unterstützt werden. In der Tierwelt ist das Känguru ein Paradebeispiel für die Entfaltung der gespeicherten kinetischen Energie in den Faszien. Trotz der zarten Muskulatur wurden Kängurus mit einer unglaublichen Sprungkraft ausgerüstet.

Diese Sprungkraft ist kein Resultat enormer Muskelanstrengung, sondern vielmehr das Ergebnis einer optimalen Faszienbeschaffenheit. Ähnlich wie ein Gummiband werden Faszien in Vorspannung gebracht und wie ein katapult-Mechanismus ausgelöst. Diese Umsetzung kinetischer Energie ist auch beim Menschen zu finden, jedoch in geringerem Ausmaß.
Die Faszien arbeiten quasi wie Pfeil und Bogen. Sie erzeugen durch Dehnspannung bei Bewegungen Kräfte, die durch Muskeln um ein Vielfaches verstärkt werden können. Je stärker die Spannung des Bogens, desto weiter fliegt der Pfeil. Ebenso wird die Muskulatur des Menschen leistungsfähiger, je mehr kinetische Energie in den Faszien gespeichert wurde.